Bewegungsverhalten während und nach den Covid-19 Maßnahmen – eine Längsschnittstudie in den Österreichischen, Deutschen und Italienischen Alpen

Schöttl Stefanie Elisabeth, Schnitzer Martin, Savoia Laura, Kopp Martin (2022)

Institut für Sportwissenschaft, LFU Universität Innsbruck

Hintergrund: In den Alpinen Regionen, die sich hinsichtlich ihrer topografischen Lage und ihres vielfältigen Sportangebots sehr ähnlich sind, waren die Maßnahmen während der Covid-19 Pandemie unterschiedlich: Während in einigen Regionen (Tirol, Südtirol und Trentino) alle sportlichen Aktivitäten mit Ausnahme von Spaziergehen in der Nähe des Wohnsitzes während des ersten Lockdowns untersagt waren, durften Personen in anderen Regionen (Oberbayern, Vorarlberg) während des ersten Lockdowns u.a. auch Wandern und Laufen gehen.

 

Zielsetzung: Ziele der Studie waren, a) die Veränderungen des Bewegungsverhaltens in verschiedenen Alpinen Regionen (Oberbayern, Vorarlberg, Tirol, Südtirol, Trentino) über vier Zeiträume im Jahr 2020 zu untersuchen, b) die Auswirkungen unterschiedlich strenger Covid-19 Maßnahmen auf das Bewegungsverhalten zu überprüfen und b) Faktoren zu identifizieren, die mit einer Veränderung des Bewegungsverhaltens während des ersten Covid-Jahres assoziiert werden können.

 

Methodik: Es wurde eine retrospektive Online-Befragung (n=2.975) von Dezember 2020 bis Januar 2021 durchgeführt. Anhand des Fragebogens der Eurobarometer 472-Studie wurde das Bewegungsverhalten zu vier Zeiträumen im Jahr 2020 erfasst: vor Covid-19 (März), während des ersten Lockdowns (März und April), während des Zeitraums mit gelockerten Maßnahmen (Mai bis Oktober) und während des zweiten Lockdowns (November und Dezember).

 

Ergebnisse: Während des ersten (M = 5,0h, SD = 4,5) und zweiten Lockdowns (M = 4,9h, SD = 4,3) bewegten sich die Befragten weniger als vor Covid-19 (M = 5,9h, SD = 4,8) und während des gelockerten Zeitraums im Sommer (M = 6,4h, SD = 5,0) (durchschnittliche Anzahl an Stunden pro Woche, an den die Befragten körperlich aktiv waren). Ein größerer Anteil der Befragten aus Alpinen Regionen mit strikteren Maßnahmen (Tirol, Südtirol, Trentino) verringerte das Bewegungsverhalten während des ersten Lockdowns im Vergleich zu den Befragten aus Oberbayern und Vorarlberg mit weniger strengen Maßnahmen. Bei Befragten mit psychischen Belastungen, männliche Befragte und Personen mit schlechterer körperlicher Gesundheit und weniger Freizeit während der Covid-19 Pandemie war die Wahrscheinlichkeit höher das Bewegungsverhalten zu reduzieren.

 

Schlussfolgerungen: Trotz einer kurzfristigen negativen Auswirkung der Covid-19 Maßnahmen auf das Bewegungsverhalten während der Lockdowns, kehrte die Mehrheit der Befragten während des gelockerten Zeitraums zu ihrem ursprünglichen Bewegungsverhalten zurück. Wie ein Vergleich der Alpinen Regionen zeigt, führen vor allem strikte Covid-19 Maßnahmen zu einer Reduzierung des Bewegungsverhaltens, was sich möglicherweise negativ auf die Gesundheit auswirken könnte. Für die Zukunft sollten politische Entscheidungsträger sowie Sportorganisationen zusammenarbeiten, um die Bevölkerung in ihrem Bewegungsverhalten während Pandemien zu unterstützten und einen Ausgleich zu den Einschränkungen zu schaffen.

 

 

Schöttl SE, Schnitzer M, Savoia L and Kopp M (2022) Physical Activity Behavior During and After COVID-19 Stay-at-Home Orders—A Longitudinal Study in the Austrian, German, and Italian Alps. Front. Public Health 10:901763.
https://doi.org/10.3389/fpubh.2022.901763.

Publikation