Empfehlungen für Frauen zu Bergsport und Hypoxietraining/hypoxischer Konditionierung

Burtscher Johannes, Raberin Antoine, Brocherie Franck, Malatesta Davide, Manferdelli Giorgio, Citherlet Tom, Krumm Bastien, Bourdillon Nicolas, Antero Juliana, Tasica Letizia, Burtscher Martin, Millet Grégoire P. (2023)

Institut für Sportwissenschaft, LFU Universität Innsbruck; Sports, Expertise and Performance Laboratory (EA 7370), Französisches Institut für Sport, Paris; Institut für Biomedizinische Forschung und Epidemiologie des Sports (EA 7329), Französisches Institut für Sport, Paris; Institut für Sportwissenschaft, Fakultät für Biologie und Medizin, Universität Lausanne; Fakultät für Kinesiology, Universität Calgary

Die (patho-)physiologischen Reaktionen auf Sauerstoffmangel (Hypoxie) sind individuell sehr heterogen. Diese Übersichtsarbeit konzentriert sich auf auf die Rolle von Geschlechtsunterschieden, die sich zunehmend als wichtige Faktoren in der Regulierung der physiologischen Reaktion auf Hypoxie erweisen. Für zukünftige Forschungen zu Hypoxie-bedingten Geschlechtsunterschieden sollten mehrere Aspekte berücksichtigt werden, insbesondere für Höhentraining und klinische Anwendungen von Hypoxie, für welche die Auswahl der optimalen Dosis hinsichtlich Sicherheit und Effizienz kritisch sind. Trotz wissenschaftlicher Hinweise auf geschlechtsspezifische Unterschiede gibt es keine praktischen Empfehlungen, ob/wie sich Frauen anders verhalten sollten als Männer, um den Nutzen Hypoxie-bezogener Praktiken zu optimieren und die Risiken zu minimieren. Im vorliegenden Artikel betrachten wir die wenigen wissenschaftlichen Hinweise auf differenzielle (patho)physiologische Reaktionen und Anpassungen an große Höhen/Hypoxie, biomechanische/anatomische Unterschiede bei der Bergauf-/Bergabbewegung, die relevant für den Bergsport sind, und potenziell unterschiedliche Auswirkungen des Höhentrainings auf Frauen. Basierend auf diesen Faktoren leiten wir geschlechtsspezifische Empfehlungen für Bergsport und direkte Anwendungen von Hypoxie ab: (1) Obwohl eine höhere Anfälligkeit für die akute Bergkrankheit in Frauen nicht eindeutig nachgewiesen ist, können geschlechtsabhängige physiologische Reaktionen auf Hypoxie zu einer erhöhten Vulnerabilität für Bergkrankheiten in Frauen führen. Ausreichende Akklimatisierung, langsame Aufstiegsgeschwindigkeit und/oder vorbeugende Medikamente (z. B. Acetazolamid/Diamox) können Bergkrankheiten entgegenwirken. (2) Ein gezieltes Training der Atemmuskulatur könnte eine wertvolle Vorbereitung für das Höhentraining bei Frauen sein. (3) Sexualhormone beeinflussen Hypoxie-Reaktionen und die Phasen des Hormonzyklus und/oder Menstruationszyklus können daher veränderte Höhenakklimatisierung und Effizienz von Höhentraining bewirken. Da viele Beobachtungen und Empfehlungen in der vorliegenden Arbeit teilweise spekulativ bleiben müssen, sollte qualitativ hochwertige Forschung mit Fokus auf Frauen und Geschlechtsunterschiede ein Hauptziel im Forschungsbereich Höhensport und Hypoxie sein.

 

 

Burtscher, J., Raberin, A., Brocherie, F., Malatesta, D., Manferdelli, G., Citherlet, T., Krumm, B., Bourdillon, N., Antero, J., Rasica, L., Burtscher, M., & Millet, G. P. (2023). Recommendations for women in Mountain Sports and Hypoxia Training/Conditioning. Sports Medicine. https://doi.org/10.1007/s40279-023-01970-6

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