Bewegungsinterventionen als Zusatztherapie in der Raucherentwöhnung bei Personen mit psychischen Störungen – ein systematische Übersichtsarbeit und Metaanalyse

Schöttl Stefanie E., Niedermeier Martin, Kopp‑Wilfling Prisca, Frühauf Anika, Bichler Carina S., Edlinger Monika, Holzner Bernhard, Kopp Martin (2022)

Institut für Sportwissenschaft, LFU Universität Innsbruck

Hintergrund: Rauchen ist die häufigste Suchterkrankung bei Personen mit psychischen Störungen. Obwohl in der Allgemeinbevölkerung ein Rückgang des Rauchens zu verzeichnen ist, ist der Anteil der rauchenden Personen mit psychischen Störungen weiterhin sehr hoch. In der Literatur wird zunehmend der Einsatz einer Raucherentwöhnung in Kombination mit Bewegungsinterventionen bei Personen ohne psychische Störungen empfohlen. Nach aktuellem Stand der Literatur wurden jedoch Studien zu dieser Behandlungsoption bei Menschen mit psychischen Störungen noch nicht systematisch überprüft. Ziel dieser systematischen Übersichtsarbeit und der Metaanalyse ist es daher, die Wirksamkeit von Bewegungsinterventionen als Zusatztherapie in der Raucherentwöhnung bei Menschen mit psychischen Störungen zu überprüfen.

 

Methodik: In elektronischen Datenbanken (PubMed, Web of Science, PsycInfo, Sport Discus und Base) wurde systematisch nach randomisierten kontrollierten Studien sowie prospektiven Einzelgruppen-Studien gesucht, die Bewegungsinterventionen in Kombination mit Raucherentwöhnungsprogrammen allein oder im Vergleich zu einer Kontrollgruppe bei Personen mit psychischen Störungen untersuchten. Für die Metaanalyse wurde ein Modell mit festen Effekten, der Mantel-Haenszel-Test, verwendet, um den Gesamteffekt der Behandlung auf die Abstinenzrate (am Ende der Intervention und nach 6 Monaten Follow-up) zu ermitteln.

 

Ergebnisse: Sechs Studien, fünf randomisierte kontrollierte Studien und eine prospektive Einzelgruppen-Studie wurden in die systematische Übersichtsarbeit einbezogen. In die Metaanalyse konnten vier randomisierte kontrollierte Studien mitaufgenommen werden. Die Metaanalyse zeigte eine signifikant höhere Abstinenzrate bei Personen mit psychischen Störungen, die ein Raucherentwöhnungsprogramm in Kombination mit einer Bewegungsintervention durchlaufen hatten [Risk Ratio (RR) 1.48, 95% Konfidenzintervall (KI) 1.13–1.94]. Dieser Effekt konnte jedoch nicht nach 6 Monaten Follow-up festgestellt werden (RR 1,34, 95 % KI 0,89-2,04).

 

Schlussfolgerungen: Bewegung könnte eine wirksame Zusatztherapie in der Raucherentwöhnung sein, wodurch die Abstinenzrate bei psychisch erkrankten Raucher*innen vorübergehend erhöht wird. Aufgrund der geringen Anzahl an eingeschlossenen Studien und Verzerrungspotenziale in eingeschlossenen Studien, sind die Ergebnisse mit Vorbehalt zu betrachten. Aus diesem Grund sind zukünftig Studien mit größeren Stichproben erforderlich, um eine genauere Schätzung der Wirkung von Bewegungsinterventionen in der Raucherentwöhnung auf die Abstinenzrate bei psychisch erkrankten Personen zu erhalten.

 

 

Schöttl, S.E., Niedermeier, M., Kopp-Wilfling, P. et al. Add-on exercise interventions for smoking cessation in people with mental illness: a systematic review and meta-analysis. BMC Sports Sci Med Rehabil 14, 115 (2022).

https://doi.org/10.1186/s13102-022-00498-y.

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