Der Einfluss von Bildung und körperlicher Aktivität von Eltern auf die langfristige Entwicklung der körperlichen Fitness von Volksschulkindern: Eine Beobachtungsstudie

Ruedl Gerhard, Niedermeier Martin, Wimmer Lukas, Ploner Vivien, Pocecco Elena, Cocca Armando, Greier Klaus (2021)

Institut für Sportwissenschaft, LFU Universität Innsbruck; Fachbereich für Bewegung und Sport, KPH – Edith Stein

Eine geringe körperliche Fitness (PF) wird mit einem erhöhten Risiko für verschiedene Krankheiten in Verbindung gesetzt. Die Bedeutung der körperlichen Fitness zeigt sich bereits in jungen Jahren, da die körperliche Fitness von Kindern ein Schlüsselfaktor für ihre spätere körperliche Leistungsfähigkeit und das Ausmaß ihrer körperlichen Aktivität zu sein scheint. Unter den Variablen, die einen Einfluss auf die PF von Kindern haben können, wurde in mehreren früheren Studien die Bedeutung des sozioökonomischen Status der Eltern und deren Aktivitäts- bzw. Bewegungsverhaltens aufgezeigt. In der bisherigen Literatur wurde dieser Zusammenhang jedoch meist in Querschnittsstudien beschrieben. Ziel dieser Studie war es, den Einfluss der elterlichen Bildung und der selbstberichteten körperlichen Aktivität (PA) der Eltern auf die Entwicklung der PF ihrer Kinder während der vierjährigen Volksschulzeit zu untersuchen. Mit Hilfe des Deutschen Motorik-Test 6-18 wurden die Hauptkomponenten der motorischen Leistungsfähigkeit (Sprintgeschwindigkeit, Koordination, Beweglichkeit, Kraftausdauer, Kraft und Ausdauer) bei insgesamt 371 Kindern (46,9 % Mädchen, 30,6 % Migrationshintergrund, 19,6 % übergewichtig/adipös zum vierten Testzeitpunkt, Compliance 70,1 %) in 20 Volksschulen in Tirol, Österreich, gemessen. Die Ergebnisse zeigten, dass Kinder, bei denen mindestens ein Elternteil über einen Abschluss der Sekundarstufe II oder darüber verfügte, zu allen Zeitpunkten signifikant höhere PF-Werte erzielten als Kinder, bei denen beide Elternteile über einen Abschluss der Sekundarstufe I oder darunter verfügten. Im Studienverlauf entwickelten sich die PF-Werte in beiden Gruppen jedoch unabhängig vom Bildungsniveau der Eltern auf vergleichbare Weise. Ab dem Alter von 9 Jahren zeigten Kinder, deren Eltern regelmäßig körperlich aktiv waren, im Studienverlauf eine stärkere Entwicklung des PF im Vergleich zu ihren Altersgenossen, deren Eltern unregelmäßige/keine körperliche Aktivität angaben. Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass Kinder von Eltern mit niedrigem Bildungsniveau eine besondere Zielgruppe für Interventionen zur Steigerung der körperlichen Fitness darstellen könnten. Weitere Forschung ist nötig, um eine mögliche Unterentwicklung der körperlichen Fitness bei 9-jährigen Kindern von Eltern mit niedrigem Bildungsstand zu untersuchen.

 

 

Ruedl, G., Niedermeier, M., Wimmer, L., Ploner, V., Pocecco, E., Cocca, A., & Greier, K. (2021). Impact of Parental Education and Physical Activity on the Long-Term Development of the Physical Fitness of Primary School Children: An Observational Study. International Journal of Environmental Research and Public Health, 18(16), 8736.
https://doi.org/10.3390/ijerph18168736.

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