Einfluss von Fernsehkonsum und Vereinssport auf die motorische Leistungsfähigkeit bei Grundschulkindern

Greier Klaus, Drenowatz Clemens, Ruedl Gerhard, Lackner Carla, Kroell Klaudia, Feurstein-Zerlauth Veronika (2018)

Institut für Sportwissenschaft, LFU Universität Innsbruck; Fachbereich für Bewegung und Sport, KPH – Edith Stein; Fachbereich für Bewegung und Sport, Pädagogische Hochschule Oberösterreich; Fachbereich für Bewegung und Sport, PH-Tirol; Fachbereich für Bewegung und Sport, PH-Vorarlberg

Hintergrund: Die Entwicklung der motorischen Leistungsfähigkeit während der Kindheit hat aufgrund der Assoziation mit körperlicher Aktivität wichtige Auswirkungen auf die zukünftige Gesundheit und das Wohlbefinden. Während Zusammenhänge zwischen Sportbeteiligung oder Fernsehzeit und motorischer Leistungsfähigkeit bereits untersucht wurden, gibt es noch wenige Untersuchungen zur Wechselwirkung von Fernsehzeit und Sportbeteiligung in Bezug auf die motorische Leistungsfähigkeit. Die vorliegende Studie untersucht daher Unterschiede in der motorischen Leistungsfähigkeit nach Vereinssportbeteiligung und Fernsehzeit bei Grundschulkindern.

 

Methoden: 15 Volksschulen im Bundesland Tirol, Österreich, wurden nach dem Zufallsprinzip für die Teilnahme ausgewählt. Die motorische Leistungsfähigkeit wurde zwischen Oktober und Dezember 2017 mit dem Deutschen Motorik-Test (DMT 6-18) bei 455 (49,5 % Jungen) Grundschulkindern erhoben. Körpergewicht und Körpergröße wurden bei Kindern in Sportkleidung und barfuß nach standardisierten Verfahren gemessen. Darüber hinaus beantworteten die Eltern über standardisierte Fragebögen die Teilnahme und die Zeit am Vereinssport (Stunden/Woche) sowie die Zeit vor dem Fernseher (Stunden/Tag). Außerdem berichteten die Eltern, ob es im Kinderzimmer einen Fernseher gab. Mittels multivariater Varianzanalyse wurden Unterschiede in der motorischen Leistungsfähigkeit nach Sportbeteiligung und Fernsehzeit analysiert.

 

Ergebnisse: Insgesamt übertrafen 24 % der Teilnehmer*innen die aktuellen Empfehlungen für die TV-Zeit (> 2 Stunden/Tag) und 46 % nahmen am Vereinssport teil. Es gab keinen Unterschied bei der Fernsehzeit und der Teilnahme am Vereinssport zwischen Jungen und Mädchen. Dennoch zeigten Jungen bessere Werte für Beweglichkeit, Sprint und Seitwärtsspringen als Mädchen. Signifikante Interaktionseffekte zwischen Fernsehzeit und Vereinssport wurden für Gleichgewicht, Sit-ups, Ausdauer und allgemeine motorische Fitness beobachtet. Darüber hinaus war die Teilnahme an Vereinssportarten mit einer besseren Leistung bei allen motorischen Leistungstests verbunden, während eine geringere TV-Zeit mit einer besseren Leistung bei Sprint, Seitwärtsspringen, Liegestützen, 6-Minuten-Lauf und Gesamtfitness verbunden war.

 

Schlussfolgerungen: Die Teilnahme an Vereinssportarten scheint ein wichtiger Beitrag zur Entwicklung der motorischen Leistungsfähigkeit zu sein, während eine hohe Fernsehzeit die motorische Entwicklung beeinträchtigen kann, insbesondere bei Kindern, die nicht an Vereinssportarten teilnehmen. Eltern und Erzieher*innen sollten daher bereits Vorschulkindern die Teilnahme an der organisierten körperlichen Aktivität erleichtern und gleichzeitig die Fernsehzeit begrenzen.

 

 

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