Forum - Die Tiroler Sportvereine und ihre Sportfunktionär:innen

Das von der Lebensraum Tirol Holding 2021 initiierte Sports Research Lab Tirol (SRLT) hat in Kooperation mit dem Land Tirol und den drei Tiroler Dachverbänden ASKÖ, ASVÖ, Sportunion sowie tiSport 2021 eine Befragung der Tiroler Sportfunktionär:innen durchgeführt. Die Ergebnisse dieser Studie wurden im Zuge des Sportforums mit renommierten Gastreferenten aus Deutschland am 4. März 2022 im Landhaus präsentiert.

Fotocredit © Land Tirol / Dormann

Zu dieser vom Land Tirol in Kooperation mit dem Sports Research Lab Tirol (SRLT) organisierten Veranstaltung konnte Landeshauptmann-Stellvertreter und Sportlandesrat Josef Geisler zahlreiche Sportfunktionär:innen begrüßen.

 

Martin Schnitzer, Institutsleiter-Stellvertreter des Instituts für Sportwissenschaft der Universität Innsbruck und Projektleiter des Sports Research Lab Tirol (SRLT), zeigte gleich zu Beginn des Forums mögliche Herausforderungen für die Tiroler Sportvereine auf. „16% der Tiroler und Tirolerinnen engagieren sich ehrenamtlich im Sport. Allerdings sehen sich auch Sportvereine im Kontext gesamtgesellschaftlicher Entwicklungen mit Herausforderungen konfrontiert, die zunehmend an Bedeutung gewinnen. Soziodemografischer Wandel, die Ausdifferenzierung des Sports sowie Veränderung des Sportverhaltens und nicht zuletzt auch die Covid-19 Pandemie haben Einfluss auf die Organisation Sportverein und das Ehrenamt.“

 

 

Sport als Spiegel der Gesellschaft

Michael Barth, der Projektleiter von der FH Kufstein Tirol, präsentierte zentrale Ergebnisse aus der Tiroler Sportfunktionär:innen-Befragung: „Für knapp 40% der Tiroler Funktionär:innen ist die Bindung und Gewinnung von ehrenamtlichen Funktionsträger:innen ein sehr großes oder größeres Problem.“ Eine nähere Betrachtung der Zusammensetzung der Vereinsvorstände zeigte eine deutliche Unterrepräsentation der Frauen in solchen Funktionen. Auch sind diese Positionen fast ausschließlich von Personen besetzt, die in Österreich geboren wurden. Die große Mehrheit der Funktionär:innen ist erwerbstätig und verfügt über einen — relativ betrachtet — hohen Schulbildungsabschluss. Dem fügte Barth hinzu: „Die Ergebnisse scheinen mit jenen aus anderen europäischen Ländern, hierunter insbesondere Deutschland, vergleichbar. Überrascht hat uns, dass fast ¾ der Befragten angaben, dass ihre Vereine nicht mit Schulen (regelmäßig oder auch nur gelegentlich) kooperieren.“

 

 

Tirol ist als Sportland weit über seine Grenzen bekannt

Der Viertel der Tiroler:innen gaben im Zuge der Befragung an, dass Tirol viele Möglichkeiten bietet, sich körperlich zu betätigen. Dass Tirol sowohl für Einheimische als auch für seine Gäste über eine hervorragende Sportinfrastruktur verfügt, ist auch in der sportwissenschaftlichen Community Deutschlands bekannt. Dementsprechend sind zwei Referenten der Ostfalia Hoschule bzw. der Hochschule Koblenz sowie eine Referentin der Universität des Saarlandes der Einladung von SRLT Projektleiter Martin Schnitzer gefolgt, um die aktuellen Entwicklungen der Sportvereine im internationalen Kontext gemeinsam mit den Tiroler Sportfunktionär:innen zu reflektieren.

 

Ronald Wadsack (Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften) verdeutlichte die Trends im Bereich der Digitalisierung für Sportvereine und -verbände und zeigte mögliche Entwicklungspotentiale im Sportkontext auf. Die Mitgliederentwicklung in Sportvereinen mit speziellem Augenmerk auf den Einfluss der Bevölkerungsentwicklung präsentierte Sören Wallrodt von der Hochschule Koblenz in seinem Impulsreferat. Am Beispiel eines Pilotprojekts veranschaulichte Monika Frenger von der Universität des Saarlandes Match Quality als Personalmanagement Tool im Verein und gab dabei den Sportfunktionär:innen wertvolle Tipps mit auf dem Weg.

 

 

Theorie und Praxis

„Im vereinsinternen Kontext bedarf es der Bereitschaft zur Kommunikation, Kooperation und Vernetzung mit wichtigen Stakeholdern um nicht zuletzt auch infrastrukturelle und finanzielle Ressourcen des Vereins nachhaltig zu sichern. Im Hinblick auf die aktuell vorherrschende Pandemie wird auch das Bewusstsein der Bedeutung von Bewegung und Gesundheit eine immer stärkere Rolle spielen und nicht zuletzt auch auf Grund dessen die Weiterentwicklung des Sportangebots ein wesentlicher Faktor für Sportvereine darstellen.“ so Schnitzer. Dem fügte Barth hinzu: „Wir haben uns in diesem Rahmen nicht explizit der Diversitätsfrage gewidmet und doch stimmen uns die Ergebnisse in diesem Zusammenhang nachdenklich. Dieser Diskussion ist zukünftig vermehrt Raum zu geben. Zudem bedarf es differenzierteren Analysen, die sich nicht nur der Frage des Zuganges zum ‚Sport‘, sondern auch den diesbezüglich zu findenden Unterschieden innerhalb des Sports widmen.“

 

 

Nach den aufschlussreichen Vorträgen der Referenten eröffnete Reinhard Eberl die Diskussions- und Fragerunde für die anwesenden Vereins- und Verbandsvertreter:innen. Mit wichtigen Hinweisen auf sportrelevante Förder- und Serviceleistungen des Landes Tirol zog Gastgeber Reinhard Eberl eine positive Bilanz des Sportforums und brachte zum Ausdruck, dass alle anwesenden Funktionär:innen hilfreiche Impulse für ihre künftige Arbeit in ihren Sportvereinen mitnehmen können.

 

 

Universität Innsbruck/Redaktion