Freeriding – nur die Suche nach dem Nervenkitzel? Ein Vergleich der Motive und verhaltensrelevanten Aspekte zwischen Pistenskifahrer*innen und Freerider*innen

Frühauf Anika, Anewanter Pia, Hagenauer Julia, Marterer Natalie, Kopp Martin (2019)

Institut für Sportwissenschaft, LFU Universität Innsbruck

Ziel: Der Vergleich von professionellen Freeride-Skifahrer*innen (als erfahrene Gruppe im Risikosport) mit Freizeit-Freeride-Skifahrer*innen (als weniger erfahrene Gruppe im Risikosport) und Pistenskifahrer*innen (eine risikoarme Gruppe) in Hinblick auf ihre Motive und ihre berichtete Unfallbeteiligung.

Design: Fall-Kontroll-Studie

Methodik: In einer Online-Fragebogenerhebung füllten die Skifahrer*innen die Deutsche Skala für Sensation Seeking, Emotionsregulation und Agency für die Motiverfassung sowie die deutsche Version für Accidents and Close Calls in Sports Inventory zur Erhebung der Unfälle und Beinaheunfälle aus. Außerdem wurden die Freerider*innen zu ihren Risikomanagement-Strategien und der Verwendung von Sicherheitsausrüstung befragt. Jede*r professionellen Freerider*in (insgesamt 31; 29 % weiblich) innerhalb der Stichprobe wurden zwei Kontrollpersonen (Alter, Geschlecht) zugeordnet (Pistenskifahrer*in und Freizeit-Freerider*in).

Ergebnisse: Freerider*innen wiesen signifikant höhere Sensation Seeking Werte auf als Pistenskifahrer*innen. Es wurden keine Unterschiede in der Subskala Agency (Handlungsüberzeugung) während der Teilnahme festgestellt, jedoch erlebten Freerider*innen nach der Aktivität einen höheren Transfer der Handlungsüberzeugung in den Alltag als Pistenskifahrer*innen. Es wurden keine weiteren motivationalen Unterschiede zwischen Freizeit- und Profi-Freerider*innen festgestellt. Beide Freeride-Stichproben berichteten über eine signifikant höhere Beteiligung an Unfällen und Beinaheunfällen als Pistenskifahrer*innen. Die Beteiligung an Unfällen und Beinaheunfällen konnte nicht durch die Motive vorhergesagt werden.

Schlussfolgerung: Freeriden könnte für die Ausübenden positive Übertragungseffekte auf Aspekte des täglichen Lebens mit sich bringen, was sich in einem höheren Transfer der Handlungskompetenz zeigt. Dennoch sollte nicht außer Acht gelassen werden, dass dieser potenzielle psychologische Vorteil höchstwahrscheinlich mit einem höheren Risiko einhergeht, was durch die höhere Beteiligung an Unfällen und Beinaheunfällen von Freerider*innen im Vergleich zu Pistenskifahrer*innen gezeigt wurde.

 

 

Anika Frühauf, Pia Anewanter, Julia Hagenauer, Natalie Marterer, Martin Kopp, Freeriding—Only a need for thrill?: Comparing different motives and behavioural aspects between slope skiers and freeride skiers, Journal of Science and Medicine in Sport, Volume 22, Supplement 1, 2019, Pages S44-S49, ISSN 1440-2440.

https://doi.org/10.1016/j.jsams.2018.11.002.

Publikation