Aktuelle und zukünftige Geschäftsmodelle im Sommertourismus – Imagestudie zum Radland Tirol

Schnitzer Martin, Mailer Markus, Bursa Bartosz & Schlemmer Philipp (2020)

Interfakultäres Forschungszentrum Tourismus & Freizeit

Executive Summary

 

Das vorliegende Projekt beschäftigt sich mit dem Image Tirols als (touristische) Fahrraddestination. Wie im Forschungsförderungsansuchen beschrieben, wurde das Thema in mehreren Studien untersucht. Von Interesse waren die mögliche Rolle von Sportgroßveranstaltungen zur Profilierung als Raddestination, die Bedeutung des Fahrradfahrens im Sommerurlaub in Tiroler Tourismusregionen sowie die Auswirkungen von Radsportangeboten auf die einheimische Bevölkerung. Das Projekt schließt somit an das vom Tourismusforschungszentrum des Landes Tirol geförderte Studie „gesundheitsrelevante Mobilität“ an. 

 

Ein zentraler Baustein der Studie ist die Befragung von Touristen und Einheimischen vor (pre) und nach (post) der UCI Rad Weltmeisterschaft 2018 (Rad WM). Dabei wurden in der post-Befragung gezielt nur Personen befragt, die bereits an der pre-Befragung teilgenommen hatten. Auf diese Weise kann im Gegensatz zu anderen Vorher-Nachher-Untersuchungen, in denen jeweils (unterschiedliche) Kollektive befragt werden, die Änderung auf persönlicher Ebene betrachtet werden. So zeigt sich, dass die befragten Touristen nach der Rad WM sowohl einzelne radspezifische Aspekte, die ihren Urlaubsort in Tirol betreffen, wie etwa die Beschilderung, das Routenangebot oder die Routen entlang von Naturattraktionen, nach der Rad WM positiver bewerten als auch Aussagen wie etwa „Ich finde, dass die positiven Auswirkungen der UCI Straßenrad WM 2018 für Innsbruck-Tirol überwiegen“ und „Die UCI Straßenrad WM 2018 passt gut zu Innsbruck-Tirol“. Dabei lässt sich festhalten, dass letztere Aussage auch innerhalb der beiden Gruppen – jene, die die Rad WM live gesehen haben, und jene, die diese nicht live gesehenen haben – nach der Rad WM signifikant besser bewertet wurde als davor. Allerdings lässt sich im Vergleich der pre- und post- Befragung in der Gruppe der Touristen kein signifikanter Einfluss der Rad WM auf die Wahrnehmung von Tirol als Raddestination erkennen. Bezüglich einer möglichen Verbesserung der Infrastruktur für das Radfahren durch die Rad WM zeigt sich sogar eine pessimistischere Einschätzung nach der RAD WM, obwohl andererseits der Einfluss des Radfahrens auf das Mobilitätsverhalten im Urlaub nach der Rad WM signifikant wichtiger eingeschätzt wird. Die negative Wahrnehmung wird dabei in erster Linie seitens jener Touristen geteilt, die die WM nicht live vor Ort miterlebt haben, allerdings nicht von jenen, die sie sehr wohl vor Ort verfolgt haben.

 

Bei der Betrachtung unterschiedlicher Zielgruppen zeigen die Ergebnisse ein hohes Maß an Zufriedenheit mit dem Destinationsangebot sowie eine positive Handlungseinstellung gegenüber der Region. Hinsichtlich mehrerer Einflussfaktoren zeigt sich ein signifikanter Unterschied bei der Wahrnehmung zwischen den Zielgruppen. Für Besucher bei Radsportevents spielt die Möglichkeit zwischen verschiedenen Aktivitäten auswählen und vergleichen zu können eine größere Rolle, als es für die Zielgruppe der Teilnehmer der Fall ist. 

 

Auch bei den befragten Einheimischen zeigt die Rad WM keinen signifikanten Einfluss auf die Wahrnehmung Tirols als Raddestination. Obwohl sich auch in dieser Gruppe durch den Vergleich der pre- und post-Befragungswellen eine kritischere Einschätzung bezüglich einer möglichen Verbesserung der Infrastruktur für das Radfahren durch die Rad WM erkennen lässt, wird der Einfluss des Radfahrens auf das Mobilitätsverhalten im Urlaub nach der Rad WM signifikant wichtiger eingeschätzt. Die Befragung zeigt auch, dass fast die Hälfte der befragten einheimischen Personen im Alltag ein Fahrrad nutzt, wobei die Nutzung des Autos am häufigsten bzw. der öffentlichen Verkehrsmittel ähnlich oft angegeben wird. Gründe für die Nutzung des Fahrrades im Alltag sind Freizeit, Besuche sowie Einkäufe, allerdings meist nur auf Kurzstrecken zwischen 2-5 Kilometern Wegstrecke. 

 

Generell wurden die Zufriedenheitsbewertungen mit Attributen der Destination im Nachgang der Rad WM als signifikant schlechter bewertet, egal welcher Gruppe die Einheimischen zugeordnet wurden. Hier ist vor allem die Übereinstimmung der vor der Rad WM angegebenen Werte zwischen Personen, die später live vor Ort waren, und jenen, die die Rad WM nicht live gesehen haben, zu vermerken. Nach der Rad WM bewerten jene Einheimischen, welche die WM live vor Ort gesehen haben, die Aussagen: „Die Rad WM in Innsbruck-Tirol hat in besserer Infrastruktur für das tägliche Radfahren resultiert“, „Die Rad WM hat mein Verkehrsverhalten/Verkehrsmuster beeinflusst/geändert“, „Radfahren als Sport beeinflusst mein Mobilitätsverhalten im Alltag“ sowie „Tirol ist eine Raddestination“ signifikant positiver bewertet als jene, welche die Rad WM nicht live vor Ort gesehen haben. Es lässt sich erkennen, dass die Aussagen tendenziell höhere Zustimmung nach der Rad WM erhalten haben als davor. Zwischen der pre- und post-Befragungswelle gibt es einen signifikanten Unterschied hinsichtlich der Aussage „Ich finde es aufregend, dass die Rad WM 2018 in Innsbruck-Tirol stattfindet bzw. stattgefunden hat“ (p=0,001), „Ich finde es gut, dass die Rad WM 2018 in Innsbruck-Tirol stattfindet“ (p=0,017), und „Innsbruck-Tirol sollte sich für weitere große Sportevents bewerben“ (p=0,047); dabei bewerten Rad WM Besucher die Charakteristika signifikant positiver. 

 

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Sportevents werden oft dazu genutzt, das Profil eines Ortes bzw. einer Destination zu schärfen und ein globales Publikum anzuziehen. Vorliegende Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Übereinstimmung zwischen dem Sport Event Image und dem Image der Destination einen signifikanten Einfluss auf die allgemeine Einstellung (Attitude) zu Sportevents und die Unterstützung (Support) dieser hat. 

Projektbericht


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