Langfristige Auswirkungen eines Migrationshintergrunds auf die Entwicklung der körperlichen Fitness von Volksschulkindern

Ruedl Gerhard, Ewald Peter, Niedermeier Martin, Kirschner Werner, Kopp Martin, Drenowatz Clemens, Greier Klaus (2019)

Institut für Sportwissenschaft, LFU Universität Innsbruck; Fachbereich für Bewegung und Sport, KPH – Edith Stein; Fachbereich für Bewegung und Sport, Pädagogische Hochschule Oberösterreich

Hintergrund: Kinder mit niedrigem sozioökonomischem Status und Migrationshintergrund sind eher dazu geneigt ungünstige Gesundheitsverhaltensmuster und höhere BMI-Werte sowie eine geringere körperliche Aktivität und körperliche Fitness aufzuweisen.

Ziel: Ziel dieser Studie war es, den Einfluss des Migrationshintergrundes auf die Entwicklung der körperlichen Fitness bei Volksschulkindern der ersten bis dritten Schulstufe zu untersuchen.

Methoden: In dieser Längsschnittstudie wurden Größe, Gewicht und körperliche Fitness von Volksschulkindern aus Tirol/Österreich fünfmal über einen Zeitraum von 2,5 Jahren mit dem Deutschen Motorik-Test DMT 6-18 gemessen. Dieser besteht aus acht Items, welche verschiedene Teilbereiche der körperlichen Fitness testen.

Ergebnisse: Insgesamt nahmen 266 Kinder (45 % Mädchen) an allen fünf Tests teil, von denen 69 (26 %) Kinder angaben, einen Migrationshintergrund (MB) zu haben. Eine mixed ANOVA ergab keine signifikant unterschiedliche Entwicklung der körperlichen Fitness (gemäß dem mittleren Gesamt-Z-Score des DMT 6-18) über die Zeit. Kinder mit MB zeigten jedoch eine signifikant geringere körperliche Fitness als Kinder ohne MB. Die Berücksichtigung von BMI und Alter als Kontrollvariablen änderte nichts an der Interpretation der Ergebnisse. Analysen der einzelnen Testaufgaben ergaben signifikante Unterschiede bei motorischen Test-Items, die Kraft- und Ausdauerfähigkeiten messen.

Schlussfolgerung: Volksschulkinder mit und ohne MB steigerten ihre körperliche Fitness im Laufe der Zeit auf vergleichbare Weise signifikant. Kinder mit MB zeigten jedoch zu allen Testzeitpunkten eine signifikant niedrigere körperliche Fitness, was nur teilweise durch einen höheren mittleren BMI bei Kindern mit MB erklärt werden konnte. Erst beim vierten Testzeitpunkt, also nach zwei Jahren, erreichten Kinder mit MB das mittlere Ausgangsniveau der Fitness von Kindern ohne MB vom 1. Testzeitpunkt. Daher sollte bei Kindern mit MB bereits in jungen Jahren ein besonderes Augenmerk auf die körperliche Fitness, insbesondere auf die Kraft- und Ausdauerfähigkeiten, gerichtet werden.

 

 

Ruedl G, Ewald P, Niedermeier M, et al. Long‐term effect of migration background on the development of physical fitness among primary school children. Scand J Med Sci Sports. 2019;29:124–131.

https://doi.org/10.1111/sms.13316.

Publikation