Limb Symmetry Index bei Skirennläufer*innen: Normwerte und Identifikation des Verletzungsrisikos getrennt nach altersbedingten Leistungsniveaus

Steidl-Müller Lisa, Hildebrandt Carolin, Müller Erich, Fink Christian, Raschner Christian (2018)

Institut für Sportwissenschaft, LFU Universität Innsbruck; Fachbereich Sport- und Bewegungswissenschaft, Universität Salzburg; Research Unit für Sportmedizin des Bewegungsapparates und Verletzungsprävention, Institut für Psychologie (ISAG), UMIT Tirol – Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften und Gesundheitstechnologie; Gelenkpunkt, Sport- und Gelenkchirurgie Innsbruck

Ziel

Das Ziel dieser Studie war, mögliche Differenzen des Limb Symmetry Index (LSI) in Kraft- und Koordinations-betonten Testaufgaben zwischen nicht verletzten Elite-Skirennläufer*innen verschiedener altersbedingter Leistungsniveaus zu erheben. Außerdem sollen Unterschiede in den unteren Extremitäten bei diversen Testaufgaben als mögliche Risikofaktoren für traumatische Verletzungen und Überlastungsverletzungen in Nachwuchsskirennläufer*innen prospektiv erhoben werden.

 

Methodik

Im Rahmen der Studie 1 wurden 285 Elite Skirennläufer*innen (125 weiblich, 160 männlich) von 3 altersbedingten Leistungsniveaus untersucht: 95 Nachwuchsskirennläufer*innen (10-14 Jahre, Ski-Mittelschule), 107 Jugendliche (15-19 Jahre, Skischwerpunkt-Gymnasium), und 82 Elite-Rennläufer*innen (20-34 Jahre). Um das zweite Ziel der vorliegenden Untersuchung zu verfolgen, wurden 67 der 95 Nachwuchsskirennläufer*innen in Studie 2 inkludiert und sämtliche traumatische Verletzungen sowie Überlastungsverletzungen wurden prospektiv über 2 Saisonen erhoben. Alle Athlet*innen von allen Gruppen führten 4 unilaterale Tests durch (Kraft-betont: einbeiniger Counter Movement Jump und einbeiniger isokinetischer/isometrischer Beinstreckkrafttest; Koordinativ-betont: einbeiniger Gleichgewichtstest und einbeiniger Sprungkoordinationstest). Der Limb Symmetry Index (LSI) wurde berechnet, indem das dominante Bein durch das nicht-dominante Bein dividiert und mit 100 multipliziert wurde.

 

Ergebnisse

Es konnten signifikante Unterschiede im LSI zwischen den 3 altersbedingten Leistungsgruppen nur in den Kraft-betonten Testungen gefunden werden: einbeiniger Counter Movement Jump und einbeiniger Beinstreckkrafttest. Der LSI des einbeinigen Beinstreckkrafttests konnte als signifikanter Risikofaktor für traumatische Verletzungen bei Nachwuchsskirennläufer*innen identifiziert werden (Wald = 7.08; p<0.01). Es wurde hingegen kein signifikanter Risikofaktor für Überlastungsverletzungen gefunden.

 

Schlussfolgerung

Jüngere Skirennläufer*innen zeigen lediglich in den Kraft-betonten Testungen etwas größere LSI-Werte auf. Der Schrankenwert (cut-off) bei Beindifferenzen von <10 % für Entscheidungen zur Sportrückkehr scheint nur für Elite-Athlet*innen adäquat zu sein, wohingegen dieser für Nachwuchsathlet*innen und jugendliche Skirennläufer*innen kritisch diskutiert werden sollte. Es scheint notwendig zu sein, diese Schranken basierend auf den spezifischen Testaufgaben (Kraft vs. Koordination) zu definieren, anstatt auf generellen Vorgaben. Außerdem sollten altersbedingte Leistungsniveaus berücksichtigt werden. Differenzen in der unilateralen (einseitigen) Beinstreckkraft stellen einen signifikanten Risikofaktor bei Nachwuchsskirennläufer*innen dar, daher sollten mögliche Beindifferenzen möglichst früh erkannt werden, um zur Verletzungsprävention beizutragen.

 

 

Steidl-Müller, L., Hildebrandt, C., Müller, E., Fink, C., & Raschner, C. (2018). Limb symmetry index in competitive alpine ski racers: Reference values and injury risk identification according to age-related performance levels, Journal of Sport and Health Science, Volume 7, Issue 4, 2018, Pages 405-415, ISSN 2095-2546.
https://doi.org/10.1016/j.jshs.2018.09.002.

Publikation