Pistenskitouren: Analyse der Chancen, Gefahren und Konfliktbereiche im Zusammenhang mit einer neuen Outdoor-Aktivität die im Trend liegt

Happ Elisabeth, Schnitzer Martin (2022)

Institut für Sportwissenschaft, LFU Universität Innsbruck

Das Skitourengehen auf präparierten Pisten (= Pistenskitouren) hat in den letzten Jahren einen Boom erlebt. In der Forschung gibt es jedoch nur wenige Untersuchungen zum Thema Pistenskitouren und Skitourengeher*innen. Daher wurde der Ruf nach mehr Forschung laut, die auch die Meinungen der Beteiligten einbezieht. Ziel dieser Studie ist es, einen tieferen Einblick in die Entwicklung des Pistenskitourensports und die damit verbundenen Risiken, Chancen und Konfliktfelder zu geben. Es wurden zwei qualitative Studien durchgeführt: Studie A umfasste Interviews mit 14 Pistenskitourenexperten und -expertinnen; Studie B befragte 14 Experten und Expertinnen der Seilbahnbranche, die die wichtigsten Interessengruppen repräsentierten. Die Ergebnisse zeigten, dass Pistenskitouren ein aufkommender Trend ist (Forschungsfrage 1), da die Zahl der Skitourengeher*innen in den Skigebieten stetig steigt. Die wachsende Zahl der Pistenskitourengeher*innen bietet wirtschaftliche, gesundheitliche und soziale Chancen. Beide Expertengruppen bestätigten, dass dieser neue Trend auch mit gewissen Belastungen verbunden ist – einerseits mit Sicherheitsfragen aufgrund von Überfüllung und andererseits mit finanziellen Belastungen für die Seilbahninfrastruktur (Forschungsfrage 2). Die Studien haben auch gezeigt, dass es Konfliktfelder gibt, z.B. durch fehlende Aufstiegsspuren, unerwünschtes Verhalten, das zu Regelverstößen führt, und eine oftmals knappe Parkplatzsituation in Skigebieten. Darüber hinaus konnten Konflikte zwischen verschiedenen Gruppen am Berg festgestellt werden (insbesondere Alpinskifahrer*innen vs. Pistenskitourengeher*innen; Pistenskitourengeher*innen vs. Bergbahnbetreiber); schließlich waren die Seilbahnbetreiber oft mit der finanziellen Belastung konfrontiert, keine Einnahmen von den Pistenskitourengehern zu erhalten. Lösungen, die die Belastungen, Risiken und Konflikte verringern könnten, gibt es nur wenige und es fehlen Antworten (Forschungsfrage 3 und Forschungsfrage 4).

Management-Implikationen: Für Manager*innen und Destinationsverantwortliche ist es wichtig zu verstehen, dass Skitourengehen auf Pisten in den europäischen Alpen ein neuer Trend mit zunehmender wirtschaftlicher, gesundheitlicher und sozialer Bedeutung ist. Die Interessen der Nutzer*innen haben sich im Laufe der Zeit verändert. Konfliktbereiche sind Bereiche, in denen die Gefahr von Kollisionen mit anderen Sportler*innen oder Seilbahnbetreibern besteht. Skitouren auf Pisten bieten neue Chancen für kleinere, auf Skitouren spezialisierte Skigebiete und deren gastronomische Angebote. Experten und Expertinnen empfehlen separate Aufstiegsspuren für diese sportliche Aktivität, um die Sicherheit zu erhöhen und Konflikte zu verringern. Die Frage der finanziellen Beteiligung dieser Gruppe von Sportler*innen ist noch offen.

 

 

Elisabeth Happ, Martin Schnitzer, Ski touring on groomed slopes: Analyzing opportunities, threats and areas of conflict associated with an emerging outdoor activity, Journal of Outdoor Recreation and Tourism, Volume 39, 2022, 100521, ISSN 2213-0780.

https://doi.org/10.1016/j.jort.2022.100521.

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