Der alpine Skirennlauf stellt eine der beliebtesten Sportarten in vielen Ländern dar; jedoch resultieren Selektions-Nachteile und schwerwiegende Verletzungen in hohen Dropout-Raten, wodurch viele vermeintliche Talente verloren gehen. In diesem Review fassen wir die bestehende Literatur über spezifische Schwierigkeiten, die mit Selektionsfehlern und Verletzungen assoziiert werden, sowie deren Effekte auf die Talententwicklung im Skirennlauf zusammen. Der relative Alterseffekt (RAE) stellt ein Problem in allen Altersklassen auf nationalem österreichischem und internationalem Niveau im alpinen Skirennlauf dar. Relativ jüngere Athlet*innen scheinen nur dann eine Chance zu haben, selektiert zu werden, wenn sie früh entwickelt sind. Talentselektionsprozesse sollten daher sowohl den biologischen Entwicklungsstand, als auch das relative Alter berücksichtigen. Außerdem könnte ein Wettkampfklassensystem, welches auf einem rotierenden Stichtag beruht, zur Reduzierung des RAEs beitragen.

Nachwuchsskirennläufer*innen und jugendliche Skirennläufer*innen zeigen niedrigere Verletzungsraten als Weltcup-Athlet*innen. Das Knie war das am häufigsten betroffene Körperteil, wenn traumatische Verletzungen betrachtet werden. Die häufigsten Überlastungsproblematiken stellten der vordere Knieschmerz bei Nachwuchsathlet*innen sowie der untere Rückenschmerz bei jugendlichen Skirennläufer*innen dar. Athleten-bezogene modifizierbare Risikofaktoren waren die Rumpfkraft, die neuromuskuläre Ansteuerung, die unilaterale (einseitige) Beinstreckkraft sowie Beinasymmetrien. Aufbauend auf diesen Erkenntnissen sollten Präventionsmaßnahmen ausgebaut werden, um zur langfristigen Verletzungsprävention beitragen zu können. Zukünftige Studien sollten mehr multidisziplinäre, longitudinale Ansätze verfolgen.

Lisa Steidl-Müller, Carolin Hildebrandt, Christian Raschner & Erich Müller (2019) Challenges of talent development in alpine ski racing: a narrative review, Journal of Sports Sciences, 37:6, 601-612.

https://doi.org/10.1080/02640414.2018.1513355.