Wissenschaftler:innen der Universität Innsbruck und der UMIT TIROL präsentieren im Rahmen des 14. Gesamttiroler Seilbahntages, wie sich aktuelle Trends und neue Angebote auf die Tourismusmobilität auswirken

In der Mobilitätslandschaft ergeben sich durch aktuelle Trends wie Urbanisierung, Umweltbewusstsein und die Suche nach nachhaltigen Fortbewegungsmethoden wichtige Veränderungen, die auch Einfluss auf den Tiroler Tourismus haben.

Fotocredit © Silvrettaseilbahn AG

Junge Menschen, insbesondere der Generation Z, legen weniger Wert auf das Auto als Statussymbol und zeigen Interesse an alternativen Mobilitätslösungen; das gestiegene Umwelt- und Klimabewusstsein veranlasst Tourist:innen zu nachhaltigen Angeboten zu greifen und Alpinregionen bauen nachhaltige Fortbewegungsmöglichkeiten aus, wodurch ein umweltfreundlicher Tourismus gefördert wird. Mit der Schaffung der Stiftungsprofessur „Aktive Mobilität“ soll an der Universität Innsbruck die Beforschung dieser Thematik zusätzlich intensiviert werden.

 

Pilotregion Ötztal

Markus Mailer, Professor für Verkehrsplanung und Leiter des Arbeitsbereichs intelligente Verkehrssysteme, fokussiert sich auf die Erforschung nachhaltiger Mobilitätsformen. „Die Herausforderung besteht darin, das Bewusstsein für nachhaltige Mobilität zu steigern und in reales Verhalten umzusetzen, da eine Diskrepanz zwischen Einstellung und tatsächlichem Verhalten, bekannt als Attitude-Behavior-Gap, besteht“, erklärt Markus Mailer. Das von ihm geleitete Centre for Mobility Change, ein vom Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) gefördertes Innovationslabor, erforscht, wie Motivation, Fähigkeiten und Gelegenheiten das Mobilitätsverhalten beeinflussen können. In ULTIMOB, dem großen Leitprojekt des vom BMK geförderten Programms Mobilität der Zukunft, wurden in der Pilotregion Ötztal neue Angebote und Services erprobt, die die Mobilität in der Region und die Anreise von Gästen ohne eigenen PKW erleichtern, lokale Verkehre reduzieren und einen Mehrwert für Gäste, Einheimische und Beschäftigte schaffen. „Neben Partnern aus der Forschung haben wir hier mit der Ötztaler Verkehrsgesellschaft und dem VVT starke lokale Partner, die an Entwicklung und Umsetzung mitwirken“, erklärt Markus Mailer als Projektleiter. So entstanden etwa multimodale Knoten in Sölden, neue Angebote im Gepäckversand und eine auch für Gäste nutzbare Mitfahrplattform. Begleitet wurde die Entwicklung mit Befragungen von Gästen und Einheimischen. „Diese belegen deutlich, dass eine hohe Qualität beim Öffentlichen Verkehr und Zusatzangebote in der Vor-Ort-Mobilität die Bereitschaft erhöhen, mit der Bahn anzureisen. Dazu konnten wir erstmals konkrete Zahlen ermitteln“, fasst Markus Mailer zusammen.

 

Gondelgespräche & Nutzerverhalten

Elisabeth Happ, Sportwissenschaftlerin und Betriebswirtin an der Uni Innsbruck und Assistenzprofessorin an der UMIT TIROL, führt in Kooperation mit Ursula Scholl-Grissemann (a.o. Univ-Prof. an der UMIT TIROL) eine qualitative Studienreihe durch, die den Fokus auf sogenannte „Gondelgesprächen“ legt. Zielsetzung der Studie ist es zu untersuchen, wie Einheimische und Touris:innen motiviert werden können, nachhaltige Mobilitätsangebote zur Bergbahn zu nutzen, ohne dabei das Kundenerlebnis zu beeinträchtigen. Welche Faktoren beeinflussen die Motivation zur Nutzung klimafreundlicher Verkehrsmittel vor Ort? Welche Hindernisse existieren?

„Bei den Gondelgesprächen werden die Endkonsument:innen in dem Umfeld befragt, in dem sie das Befragte auch unmittelbar erleben und nicht erst Tage später z.B. online nach dem Urlaub/der Sportaktivität – man weiß aus der Forschung, dass das ein großer Vorteil in Bezug auf die Validität des Antwortverhaltens ist“, erklärt Elisabeth Happ. Als Grundlage für die Studie dient das sogenannte Motivation-Opportunity-Ability-Modell (MOA-Modell), das eine strategische Auseinandersetzung mit der Frage ermöglicht, warum Menschen bestimmte Handlungen ausführen oder unterlassen. Ursprünglich in der Informationsverarbeitungstheorie verankert, wurde dieses Modell auch umfassend im Bereich der Verbraucherverhaltensforschung angewandt. „Um Angebote nicht an den Nutzerinnen und Nutzern vorbei zu entwickeln, müssen wir in einem ersten Schritt wissen, was sie davon abhält, bestehende Angebote zu nutzen. Theoretische Modelle wie das MOA-Modell helfen uns dabei, das Verhalten von Nutzerinnen und Nutzern zu verstehen und entsprechende Handlungsvorschläge auszuarbeiten“, ergänzt Ursula Scholl-Grissemann.

 

Bericht © Universität Innsbruck